Das Museum ist ein eigenartiger Ort. Es ist still, in langen Reihen von Schränken, Raum an Raum, ruhen Objekte – unbeweglich. Getrocknet oder präpariert in Alkohol reihen sie sich aneinander – es ist ein gigantisches Stillleben von Objekten aus den verschiedensten Orten der Welt, ein nature morte der Naturgeschichte in dem die Lebewesen zu reglosen Objekten geworden sind. Im Museum liegen sie alle beieinander als wären sie schon immer Nachbarn gewesen.
Am Ursprung des Museums steht der Drang nach Vollständigkeit, es entsteht aus dem Verlangen, alles wissen zu wollen. Und Wissen steht in enger Beziehung zu Besitz: Nur wenn ein Tier aufgehört hat, lebendig zu sein und dem Zugriff des Menschen zu entfliehen, und es stattdessen gefügig in einem Regal der Sammlung steht, kann man sagen, man kenne es, man habe es in seinen Einzelheiten untersucht und es habe seinen dauernden Platz im System gefunden. Mit dem Zuweisen eines Platzes in diesem Raum des Wissens wird ein Objekt mit einer Bedeutung versehen: Es wird Mitglied einer Familie, steht mit anderen zusammen und wird Teil einer Theorie.
Das Museum ist ein imaginärer Raum, der aus dem normalen Gefüge des Raumes und der Zeit herausgehoben ist. Er ist nicht nur Aufenthaltsort der Objekte, die er für die Ewigkeit aufbewahrt, sondern der Raum selbst ist historisch und enthält sich, wie eine russische Puppe geschachtelter Zeit, selbst. Wir lesen in ihm die historischen Bemühungen des Entzifferns der Natur, die Entwicklung und Veränderung der Ordnungsansätze, die sich als zeitliche Präparate des Wissensdranges mit den Objekten den Platz teilen. In einer Art Stülpung des Raumes beherbergt das Museum sich selbst und erscheint in seinem Inneren weit größer als sein Äußeres erwarten lässt: Das Museum ist eine kondensierte Form der Welt.
Unser Projekt besteht aus drei Teilen, die sich dem Museum auf unterschiedliche Art nähern: Es gibt das Cine-Interactive, eine interaktive Arbeit auf 2 DVDs, ein Buch mit Essays und Interviews und zwei Leporellos mit Faksimiles des "Weltsystems" und des "Universalsystems des Thierreichs" des Ornithologen Constantin Gloger von 1835.
Alle drei Teile sind zusammengefasst in einer Kassette erhältlich und erschienen im Alpheus Verlag.
Das Projekt wurde unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes